Neue Viren in Fledermäusen entdeckt – So könnten die Erreger über Früchte zum Menschen gelangen

Forscher haben in Fledermausnieren zwei neue Viren gefunden, die mit gefährlichen Erregern wie Nipah verwandt sind. Diese könnten über Urin auf Früchte übertragen werden.

Fledermäuse tragen neue Viren: Gefahr über kontaminierte Früchte

Fledermäuse tragen neue Viren in sich, die in der Nähe von Dörfern und Obstplantagen eine Gefahr für Menschen darstellen könnten. © Unsplash

In der südchinesischen Provinz Yunnan haben Forscher eine potenziell gefährliche Entdeckung gemacht. In den Nieren von Fledermäusen fanden sie zwei bislang unbekannte Viren, die mit den gefährlichen Nipah- und Hendra-Viren verwandt sind. Diese können tödlich sein, da sie beim Menschen unter anderem Gehirnentzündungen auslösen – das zeigt eine neue Studie chinesischer Wissenschaftler.

Auffällig war der Fundort: Die betroffenen Fledermäuse lebten in der Nähe von Obstplantagen und Dörfern. Das könnte das Risiko einer Übertragung auf Menschen oder Nutztiere erhöhen. Bisherige Studien hatten sich vor allem auf Kotproben konzentriert – nun zeigt sich, dass auch in inneren Organen wie der Niere zahlreiche unentdeckte Erreger schlummern.

Forscher finden 22 Viren in Fledermäusen

Ein Team vom Yunnan Institute of Endemic Disease Control and Prevention untersuchte 142 Fledermäuse aus zehn verschiedenen Arten. Die Proben wurden über einen Zeitraum von vier Jahren gesammelt. Insgesamt entdeckten die Wissenschaftler 22 verschiedene Viren, von denen 20 bislang völlig unbekannt waren.

Zwei dieser Viren zählen zur Gruppe der Henipaviren, die in der Wissenschaft als besonders besorgniserregend gelten. Das Nipah-Virus etwa hat in mehreren asiatischen Ländern zu Ausbrüchen mit vielen Todesopfern geführt.

Infektionsgefahr über Früchte und Urin

Henipaviren werden über Körperflüssigkeiten übertragen, also auch über Urin. Die betroffenen Fledermäuse lebten in Höhlen, die nur wenige Hundert Meter von Dörfern und Obstfeldern entfernt lagen. Dort könnten infizierte Tiere Obst wie Mangos, Bananen oder Litschis verunreinigen – Früchte, die später auf Märkten oder in Haushalten landen. Auch Nutztiere könnten mit den Erregern in Kontakt kommen.

Doch die Forscher fanden nicht nur Viren. In den Nieren der Tiere entdeckten sie zudem bislang unbekannte Bakterien, etwa Flavobacterium yunnanensis, sowie einen neuen Einzeller: Klossiella yunnanensis, ein bisher nicht beschriebener Parasit.

Warum Fledermäuse so oft gefährliche Erreger tragen

Fledermäuse gelten in der Forschung als besonders brisant. Sie können zahlreiche Viren in sich tragen, ohne selbst zu erkranken. Gleichzeitig leben sie in großen Kolonien, fliegen weite Strecken und kommen häufig mit anderen Tieren, Wasserstellen oder Obst in Berührung.

In Yunnan nutzen viele Fledermausarten Höhlen, die auch von Menschen betreten werden – etwa als Lagerraum oder für rituelle Zwecke. Diese Nähe erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheitserreger auf den Menschen übergehen.

Spillover verhindern – Frühwarnsysteme stärken

Solche Übertragungen, sogenannte Spillover, gelten als Ursprung vieler Infektionskrankheiten. Auch das Coronavirus soll von Tieren auf den Menschen übergesprungen sein. Für Nipah- und Hendra-Viren ist der Ursprung in Fledermäusen wissenschaftlich belegt.

„Durch die Analyse des Infektoms von Fledermausnieren haben wir nicht nur die Vielfalt der von Fledermäusen getragenen Mikroben aufgedeckt, sondern auch neue Viren mit potenzieller Relevanz für die öffentliche Gesundheit identifiziert“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie. Ihre Arbeit zeigt: Je früher potenzielle Krankheitserreger bekannt sind, desto besser können künftige Ausbrüche sowie Pandemien verhindert werden. Besonders Regionen, in denen Mensch und Tier eng zusammenleben, sollten gezielt überwacht werden – als Teil eines globalen Frühwarnsystems für neuartige Infektionskrankheiten.

Kurz zusammengefasst:

  • Forscher haben in den Nieren von Fledermäusen 22 Viren entdeckt, darunter zwei neue Henipaviren, die eng mit tödlichen Erregern wie Nipah und Hendra verwandt sind.
  • Die betroffenen Fledermäuse leben in der Nähe von Obstplantagen und Dörfern, wodurch Urin mit Viren auf Früchte gelangen und so Menschen oder Nutztiere infizieren kann.
  • Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, auch wenig erforschte Organe wie Fledermausnieren zu untersuchen, um gefährliche Krankheitserreger frühzeitig zu erkennen.

Übrigens: Fledermäuse verfügen über ein erstaunliches Abwehrsystem, das ihnen hilft, Viren bereits beim ersten Kontakt zu stoppen. Diese Erkenntnisse könnten künftig neue Wege für die Entwicklung von Therapien für den Menschen eröffnen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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