Nur 6 Minuten Ladezeit – Natrium-Akku zeigt, was ohne Lithium möglich ist
Ein Natrium-Akku aus Indien lädt in sechs Minuten, hält lange und kommt dabei ohne Lithium aus – ideal für E-Autos und Solarspeicher.

Neue Natrium-Akkus aus Indien könnten künftig ermöglichen, Smartphones in nur wenigen Minuten aufzuladen. © Freepik
Akkus treiben heute fast alles an – vom E-Bike bis zum Solarspeicher im Keller. Doch klassische Lithium-Ionen-Batterien gelten längst nicht mehr als perfekte Lösung. Sie sind teuer, brennbar und abhängig von knappen Rohstoffen, die meist aus China kommen. Jetzt sorgt eine Entwicklung aus Indien für Aufsehen: Ein neuartiger Natrium-Akku lässt sich in nur sechs Minuten zu 80 Prozent aufladen und verspricht dabei nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch Unabhängigkeit von kritischen Rohstoffen. Entwickelt wurde der Akku am Jawaharlal Nehru Centre for Advanced Scientific Research (JNCASR) in Bangalore – einem Institut, das zum indischen Wissenschaftsministerium gehört.
Akku lädt blitzschnell und bleibt stabil
Das Team rund um Premkumar Senguttuvan spricht von einem möglichen Durchbruch. Der Prototyp hat in ersten Tests nicht nur extrem schnell geladen, sondern auch bis zu 3000 Ladezyklen ohne spürbaren Leistungsverlust überstanden.
Spannend an dieser Entwicklung ist, dass der Akku nicht nur schnell lädt, sondern auch deutlich sicherer ist und langsamer altert als herkömmliche Batterien. Senguttuvan schwärmt:
Ein Akku, der so zuverlässig funktioniert, ohne teuer oder gefährlich zu sein, wäre ein echter Fortschritt – gerade in Bereichen wie Elektromobilität oder der dezentralen Energieversorgung mit Solarstrom.
Natrium macht den Akku günstiger und technisch effizienter
Der Trick: Statt des knappen und teuren Lithiums kommt beim Natrium-Akku ein Element zum Einsatz, das in der Natur reichlich vorhanden ist – Natrium, wie es auch in gewöhnlichem Kochsalz steckt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Keine teuren Importe, keine umweltschädliche Förderung in Südamerika oder Afrika, keine Abhängigkeit von chinesischen Monopolen.
Im Inneren des Akkus nutzt das Forschungsteam eine sogenannte NASICON-Struktur – ein stabiler Kristallaufbau, der dafür sorgt, dass Natrium-Ionen besonders schnell fließen. Dazu haben die Wissenschaftler die Oberfläche mit einer dünnen Schicht aus Kohlenstoff überzogen und die Partikel auf Nanogröße geschrumpft. So verkürzen sie den Weg der Ionen und machen den Akku besonders reaktionsfreudig.
Von Drohnen bis Solarhaus
Der neue Akku eignet sich nicht nur für E-Autos, sondern auch für Drohnen, tragbare Geräte oder Haushaltsbatterien in ländlichen Regionen. In Deutschland könnte die Technologie besonders für Familien interessant sein, die auf dem Dach Solarstrom erzeugen und diesen speichern wollen – ohne auf teure Lithium-Systeme setzen zu müssen. Auch für Carsharing-Flotten oder elektrische Lieferfahrzeuge mit begrenzter Reichweite wäre der Akku attraktiv.
Indien sieht darin eine geopolitische Chance. „Eine Batterie, die auf Natrium statt Lithium basiert, könnte dem Land helfen, in der Energiespeichertechnologie selbstständig zu werden – ein zentrales Ziel der indischen Regierung“, so die Wissenschaftler.
Produktion in großem Maßstab dauert noch
Noch ist die Batterie nicht serienreif. Bis zur Massenproduktion werden laut JNCASR voraussichtlich noch einige Jahre vergehen. Doch das Interesse ist groß – nicht nur in Indien. „Fachkollegen aus der Wissenschaftsgemeinschaft werden langsam darauf aufmerksam“, heißt es aus dem Forschungsteam. „Mit fortgesetzter Unterstützung könnten wir bald Indien an der Spitze des globalen Rennens um grüne Batterietechnologie sehen.“
Auch die internationale Industrie schaut genau hin. Denn Natrium ist deutlich günstiger und sicherer als Lithium. Der Akku funktioniert bei normaler Umgebungstemperatur stabil, ohne aufwändige Kühlung oder Schutzmechanismen. Das senkt die Produktionskosten erheblich.
Wichtiger Baustein für eine bezahlbare Energiewende
Bis 2030 könnten weltweit bis zu 75 Gigawattstunden Kapazität für Natrium-Ionen-Batterien entstehen – vor allem in Asien. Zwar erreichen Natrium-Akkus derzeit noch nicht die Energiedichte von Lithium-Systemen. Für viele Anwendungen mit mittlerem Energiebedarf reicht ihre Leistung aber völlig aus.
Was das für Deutschland bedeutet? Eine alternative Speicherlösung, die Strom aus Wind und Sonne günstiger und sicherer nutzbar macht. Eine Technik, die ohne komplizierte Rohstoffketten auskommt. Und eine Batterie, die zeigt, wie ein einfacher Stoff wie Kochsalz helfen kann, die Energiewende zu beschleunigen.
Kurz zusammengefasst:
- Ein neuer Natrium-Akku aus Indien lädt in nur sechs Minuten auf 80 Prozent, hält über 3000 Ladezyklen und ist dabei sicher – ohne Überhitzung oder Brandgefahr.
- Statt des teuren Lithiums nutzt er Natrium, das überall leicht verfügbar ist, etwa in Kochsalz – was ihn günstiger, umweltfreundlicher und geopolitisch unabhängig macht.
- Die Technik eignet sich für Drohnen, E-Autos oder Solarspeicher in Haushalten und könnte die Energiewende in Deutschland mit einer bezahlbaren Alternative voranbringen.
Übrigens: Während in Indien ein Natrium-Akku in nur sechs Minuten lädt, haben auch Forscher der TU München einen neuen Lithiumionen-Leiter entwickelt, der Ionen über 30 Prozent schneller transportiert als je zuvor – mehr dazu in unserem Artikel.
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