Harvard sagt Nein zu Trump und verliert 2,3 Milliarden Dollar staatliche Unterstützung

Harvard stellt sich gegen politische Kontrolle. Die US-Regierung friert daraufhin Milliardenförderung ein.

Harvard sagt Nein zu Trump und verliert 2,3 Milliarden Dollar

Trump lässt Harvard für seinen Widerstand teuer bezahlen. © Wikimedia

Die Trump-Regierung dreht Harvard den Geldhahn zu – ganze 2,3 Milliarden Dollar friert sie ein. Der Grund: Die Universität weigert sich, Forderungen nachzugeben, die laut Harvard-Präsident Alan Garber „die Unabhängigkeit der Hochschule und ihre verfassungsmäßigen Rechte“ bedrohen würden.

Trumps Druckmittel: Milliardenförderung auf Eis

Die US-Regierung unter Donald Trump nutzt ihr mächtigstes Druckmittel: staatliche Förderung. Insgesamt stehen 2,3 Milliarden Dollar auf dem Spiel, die Harvard aus Bundesmitteln erhält – unter anderem für Forschung und Lehre. Doch nachdem sich die Universität öffentlich gegen weitreichende Eingriffe aus Washington stellte, stoppte das Bildungsministerium die Auszahlung.

Laut Reuters überprüft die US-Regierung die Zuwendungen im Zuge ihrer neuen Strategie gegen Antisemitismus auf dem Campus. Hintergrund sind propalästinensische Proteste an US-Universitäten. Die Trump-Regierung wirft den Hochschulen vor, antisemitische Tendenzen nicht entschieden genug zu bekämpfen – und geht mit aller Härte dagegen vor.

Ausgelöst wurden die Proteste durch den eskalierenden Nahostkonflikt. Im Oktober 2023 verübte die islamistische Hamas einen großangelegten Angriff auf Israel. Als Reaktion bombardierte Israel Ziele im Gazastreifen und rief den Kriegszustand aus.

Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern besteht bereits seit dem 20. Jahrhundert. Er reicht zurück bis zur Staatsgründung Israels im Jahr 1948 und ist geprägt von mehreren Kriegen, Intifadas und gescheiterten Friedensverhandlungen. Aktuell befindet sich die Region wieder in einer Phase zunehmender Gewalt und Eskalation.

Bis heute reißen die gewaltsamen Auseinandersetzungen nicht ab. Immer wieder kommt es zu Angriffen, Gegenangriffen und zivilen Opfern. Die jüngste Eskalation rief weltweit Proteste hervor – auch an US-Hochschulen.

Forderungskatalog sorgt für Aufruhr

Was die Regierung verlangt, geht jedoch weit über den Schutz jüdischer Studierender hinaus. Ein Schreiben des Bildungsministeriums listet konkrete Maßnahmen auf: Harvard solle künftig nur noch nach „Leistung“ einstellen und immatrikulieren – also ohne Rücksicht auf Herkunft oder Hautfarbe. Außerdem müsse die Universität internationale Studierende melden, die sich „feindlich gegenüber amerikanischen Werten“ verhalten.

Besonders umstritten: Ein externer Ausschuss soll künftig die Haltung und Gesinnung von Professoren und Studierenden überprüfen – unter dem Schlagwort „Denkvielfalt“. Präsident Garber reagierte entschieden:

Keine Regierung – egal welcher Partei – sollte bestimmen, was private Universitäten lehren, wen sie aufnehmen oder einstellen.

Harvard-Präsident Garber

Die Grundrechte der Universitäten in Gefahr

Garber bezeichnet die Forderungen als Frontalangriff auf die akademische Freiheit. „Die Universität wird ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben oder ihre verfassungsmäßigen Rechte abgeben“, schrieb er in einem offenen Brief. Die Versuche, linke Denkmuster auf dem Campus zu kontrollieren, stünden im Widerspruch zum Recht auf freie Meinungsäußerung.

Reuters zitiert aus einem Schreiben des Bildungsministeriums, wonach Harvard ein „problematisches Anspruchsdenken“ pflege und nicht ausreichend gegen Antisemitismus vorgehe. Die Regierung fordert, dass Professoren, die „mehr an Aktivismus als an Wissenschaft interessiert“ seien, weniger Einfluss bekommen.

Auch Columbia gerät ins Visier

Harvard steht mit der Kritik nicht allein da. Auch die Eliteuniversität Columbia ist betroffen: Die Trump-Regierung hat dort 400 Millionen Dollar an Fördermitteln eingefroren. Es kursieren Überlegungen, Columbia durch ein sogenanntes „Consent Decree“ zu zwingen, staatliche Vorgaben bei der Bekämpfung von Antisemitismus verbindlich umzusetzen.

An beiden Universitäten regt sich Widerstand. In Harvard haben Professoren bereits Klage gegen die geplante Überprüfung von Förderverträgen im Umfang von rund 9 Milliarden Dollar eingereicht. Auch ihre Kollegen an der Columbia University gingen juristisch gegen das Vorgehen der Regierung vor.

Ein Konflikt mit Signalwirkung

Der Machtkampf zwischen Harvard und Trump betrifft nicht nur eine Universität. Es geht um die Frage, wie frei Wissenschaft und Lehre in den USA künftig sein dürfen. Als Reaktion auf zwei Antisemitismus-Klagen hat Harvard bereits Maßnahmen zum Schutz jüdischer Studierender eingeführt.

Falls das Geld vom Staat dauerhaft ausbleibt, will Harvard laut Reuters 750 Millionen Dollar am Finanzmarkt leihen. Doch der zentrale Punkt bleibt: „Diese Ziele lassen sich nicht durch Machtansprüche erreichen, die losgelöst vom Gesetz den Lehrbetrieb und die Struktur unserer Universität diktieren wollen“, so Garber.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Regierung unter Donald Trump hat Harvard 2,3 Milliarden Dollar an staatlicher Förderung gestrichen, weil sich die Universität weigert, umfassende politische Vorgaben zur Hochschulpolitik zu akzeptieren.
  • Auslöser sind propalästinensische Proteste an US-Universitäten – die Trump-Regierung wirft Harvard und anderen Hochschulen vor, nicht konsequent genug gegen Antisemitismus vorzugehen.
  • Harvard bezeichnet die staatlichen Eingriffe als Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit, betont seine verfassungsmäßigen Rechte und hat gemeinsam mit der Columbia University Klage gegen die geplanten Maßnahmen eingereicht.

Übrigens: Bill Gates kritisiert Trumps Kürzungen – und erklärt, warum Entwicklungshilfe Amerika nützt. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © The White House via Wikimedia unter Public Domain

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