Winnie Puuh frei für alle: Neue Ära oder kreativer Kollaps?
Die Kultfigur Winnie Puuh ist seit 2022 gemeinfrei, was zu neuen kreativen Möglichkeiten führt.
Winnie Puuh wurde 2022 gemeinfrei – mit dem Horrorfilm „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ wurden 2023 neue, wenn auch umstrittene Wege in der Unterhaltungsbranche beschritten. Diese Entwicklung ist dem Auslaufen des Urheberrechts des klassischen Kinderbuchs geschuldet, das den berühmten Bären und seine Freunde in das amerikanische Gemeinfreiheitsrecht überführt hat.
Damit einher geht eine Welle von Neuschöpfungen und Mashups beliebter Figuren, die eine neue Ära der kreativen Freiheit markieren könnten, berichtet AP. Es gibt aber auch kritische Stimmen.
Seit 2019, nach einer zwanzigjährigen Durststrecke durch die Verlängerung des Urheberrechts im Jahr 1998, beginnen wieder Werke in die Gemeinfreiheit überzugehen. Das Interesse der Öffentlichkeit wurde besonders 2022 geweckt, als die Figur Winnie Puuh gemeinfrei wurde, da die 95-jährige Schutzfrist des Romans, der ihn einführte, abgelaufen war, so AP. Dies ermöglichte die Produktion von „Blood and Honey“ und seinen Fortsetzungen, sowie die Planung eines „Poohniversums“, das weitere Figuren wie Bambi und Pinocchio umfassen soll.
Neue Horizonte in der Unterhaltungsindustrie
Die Freigabe von Mickey Mouse in seiner ursprünglichen Form aus dem Jahr 1928 im Jahr 2024 hat ebenfalls Aufmerksamkeit erregt. Dies könnte eine ähnliche Flut von kreativen Neugestaltungen und Adaptionen nach sich ziehen, wie sie Winnie Puuh erfahren hat, nachdem die Figur gemeinfrei wurde. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob dies eine Blütezeit für die Unterhaltungsindustrie einläutet oder ob es zu einem Überdruss bei den Konsumenten führt, da altbekannte Geschichten immer wieder neu verpackt werden.
Phil Johnston, ein Oscar-nominierter Drehbuchautor, äußerte sich skeptisch über den langfristigen Einfluss dieser Entwicklungen. „Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied machen wird“, sagte er. Johnston beschreibt „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ als eine Neuheit, die zwar kurzzeitig Aufsehen erregte, jedoch keine dauerhafte Wirkung verspricht. Auch Jennifer Jenkins, eine Rechtsprofessorin und Direktorin am Center for the Study of Public Domain der Duke University, betont die neuen kreativen Möglichkeiten, die die Gemeinfreiheit bietet, gibt jedoch zu bedenken, dass dies auch zu Wiederholungen führen kann.
Die Herausforderungen des kreativen Neulands
Die Verfügbarkeit neuer Geschichten und Charaktere trifft auf eine Zeit, in der Unternehmen jedes kreative Werk an existierende geistige Eigentumsrechte binden möchten. Diese Entwicklung könnte die kreative Freiheit einschränken und die Erträge für Künstler verringern, was insbesondere in einer Ära der Dominanz von „Barbie“-großen Blockbustern kritisch gesehen wird. Cory Doctorow, Autor und Aktivist, spricht sich für eine breitere öffentliche Nutzung von Werken aus und sieht in der Vergangenheit verpasste Chancen für eine Zusammenarbeit, besonders bei Disney.
Die kommenden Jahrzehnte werden zeigen, ob Charaktere wie Superman, Batman und Wonder Woman, die bald ebenfalls in die Gemeinfreiheit übergehen werden, eine ähnliche kreative Renaissance erfahren oder ob die Gefahr der Erschöpfung durch endlose Neuinterpretationen besteht. Wie die Geschichte dieser Figuren und das Schicksal ihrer Neuerfindungen sich entwickeln wird, bleibt eine offene und spannende Frage.
Was du dir merken solltest:
- Seit dem Ablauf der 95-jährigen Schutzfrist für das Kinderbuch, das Winnie Puuh einführte, und der damit verbundenen Überführung in das amerikanische Gemeinfreiheitsrecht 2022, eröffnen sich neue kreative Möglichkeiten durch die Produktion von Filmen wie „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ und die Planung eines „Poohniversums“, das weitere klassische Figuren umfasst.
- Die Freigabe von Mickey Mouse in seiner ursprünglichen Form aus dem Jahr 1928 im Jahr 2024 hat ebenfalls eine Welle von Ideen der Neuschöpfungen und Adaptionen ausgelöst, wobei sich die Frage stellt, ob dies eine Blütezeit für Kreativschaffende auslöst oder ob das ständige Neuverpacken bekannter Geschichten bei den Konsumenten zu Überdruss führt.
- Trotz der neuen Freiheiten durch die Gemeinfreiheit kritisiert Phil Johnston, ein Oscar-nominierter Drehbuchautor, die kurzlebige Wirkung solcher Neuheiten und weist darauf hin, dass die Bindung kreativer Werke an bestehende geistige Eigentumsrechte die kreative Freiheit einschränken könnte, während Cory Doctorow die Chancen für eine breitere öffentliche Nutzung und Zusammenarbeit betont.
Bild: © The Walt Disney Company